Mehr als das Auge fassen kann Fotokunst aus der
Sammlung Deutsche Bank auf Tournee durch Lateinamerika
 "Mehr
als das Auge fassen kann" im MARCO Museum, Monterrey Foto:
Roberto Ortiz
Mit "Mehr als das Auge
fassen kann" präsentiert die Deutsche Bank erstmalig eine umfassende
Auswahl der Fotoarbeiten aus ihrer Sammlung. Von Klassikern wie Bernd und
Hilla Becher bis zu jungen Vertretern der deutschen Fotoszene reicht das
Spektrum der gezeigten Arbeiten. Der Fokus der Schau liegt auf Serien und
Großformaten – Gattungen, die für die deutsche Fotografie typisch und die
in der Sammlung Deutsche Bank mit bedeutenden Arbeiten vertreten sind. Friedhelm
Hütte , Direktor der Deutsche Bank Art, über das Konzept der
Ausstellung, die nach ihrer Premiere im MARCO
Museum im mexikanischen Monterrey durch weitere bedeutende Museen
Lateinamerikas reisen wird.
 Blick
in die Ausstellung, links Serie von Ralf Peters, im Hintergrund Arbeiten
von Candida Höfer Foto:
Roberto Ortiz
Während das Großformat erst in
den achtziger Jahren durch die technische Entwicklung der Farbfotografie,
insbesondere durch das mit Diasec
Face kaschierte Cibachrome-Papier,
möglich wurde und sich, oft mit massivem Holzrahmen versehen, als
Alternative zur Malerei etablierte, entstand die Idee der Serie bereits in
den Anfängen der Fotografie. Unter "Serie", "Reihe" oder "Folge" ist dabei
eine Vielzahl von Kunstwerken zu verstehen, die ein motivischer oder
inhaltlicher Zusammenhang verbindet. Dabei liegt es in der Entscheidung
des Künstlers, Umfang, Reihenfolge und Anordnung festzulegen oder offen zu
halten.
 Thomas
Struth, Nassau Street, New York/ Wall Street, 1978 Sammlung
Deutsche Bank
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Die durch die Kamera prinzipiell geschaffene Möglichkeit,
eine Vielzahl unterschiedlicher Motive unter gleich bleibenden formalen
und technischen Bedingungen aufzunehmen, diente in der Entwicklung der
Fotografie schon früh dazu, ästhetische Phänomene in der Natur zu
veranschaulichen, wie bei Karl
Blossfeldt, oder Typologien von etwa Landschaften, etwa bei Walker
Evans, oder Menschen, wie bei August
Sander, zu erstellen. In der Tradition eines solchen Sammelns und
Ordnens von Abbildern stehen heute Künstler wie Bernd
und Hilla Becher, Thomas
Struth, Candida
Höfer, Peter
Loewy oder Daniela Steinfeld.
Welchen Spielraum dieses Prinzip dabei jeweils den eigenen motivischen
Interessen lässt, zeigen beispielhaft die ausgewählten Arbeiten dieser
Fotografen. Die Bandbreite ihrer Serien reicht von Industriebauten über
Straßenschluchten und Zoologische Gärten bis hin zu Computer-Arbeitplätzen
und Klassenzimmern. Und jedes Mal kann der Betrachter neue Zusammenhänge,
Unterschiede oder Gesetzmäßigkeiten entdecken, die sich ihm anhand eines
Einzelbildes kaum erschlossen hätten.
 Daniela
Steinfeld, aus: Klassenzimmer, 1994 Sammlung
Deutsche Bank, © VG Bild-Kunst, Bonn 2006
Das
Potential der Fotografie, viele Bilder eines gleich bleibenden Motivs in
kurzer Zeit hintereinander festzuhalten, wird seit den Bewegungsstudien
von Edward
Muybridge für die Dokumentation von Prozessen benutzt. Zur
zeitgenössischen Beschäftigung mit dem Prozesshaften zeigt die Ausstellung
die verwischten Fotografien von Gotthard
Graubner, der mit ihnen den Tanz buddhistischer Mönche festhielt, die
weniger mystische, aber umso dynamischere Serie über das Putzen von Susa
Templin und den Schwäbischen Traum von Ottmar
Hörl, der den rotierenden Blick einer an der Radkappe befestigten
Kamera bei der Fahrt durch eine schwäbische Kleinstadt zeigt.
Zu
solchen zeitlich bestimmten Abläufen im weiteren Sinn zählt auch die
künstlerische Performance, deren fotografische Dokumentation, etwa im Werk
von Joseph
Beuys oder Klaus
Rinke, einen weiteren Ausgangspunkt für die Entwicklung der Fotokunst
in Deutschland bildete. Ein nächster Schritt führte zu Aktionen, die a
priori als Ausgangspunkt für Fotoserien geplant waren, wie etwa im Werk
von Jürgen
Klauke oder Dieter
Appelt.
 Gotthard
Graubner, Ohne Titel (Buddhistisches Kloster in Buthan/Himalaya), um 1976 Sammlung
Deutsche Bank, © Gotthard Graubner
Die
Serien, die im Zusammenhang mit Bewegung des Motivs oder des Fotografen
aufgenommen wurden, veranschaulichen insbesondere die rhythmische Wirkung,
die durch Abfolge und Gliederung der Einzelbilder entsteht. Die Medien
Fotografie und Film nähern sich hier deutlich formal an.
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