Good Girls – Bad Girls Miwa Yanagis Arbeiten
aus der Sammlung Deutsche Bank im Chelsea Art Museum
 Miwa
Yanagi, Yuka, 2000, aus der Serie Grandmothers, Sammlung
Deutsche Bank, ©Miwa Yanagi
Gerade
versucht die Mammutschau Global
Feminisms im New Yorker Brooklyn
Museum eine aktuelle Standortbestimmung internationaler feministischer
Kunst – mit gut 100 Künstlerinnen aus über 50 Staaten. Darunter viele
Newcomerinnen, die noch nie in New York ausgestellt haben, aber auch so
etablierte Namen wie Tracey
Moffatt, Jenny
Saville und Catherine
Opie. Oder die japanische Künstlerin Miwa
Yanagi. Ihre Fotoarbeit Yuka aus der Serie My Grandmothers
zeigt eine ältere Frau, die im Beiwagen eines Motorrads die amerikanische
Westküste entlang cruist. Das flammend rote Haar weht im Wind, ihre Hand
mit den knallig lackierten Fingernägeln hält eine Zigarette, ein breites
Lachen strahlt über das ganze Gesicht dieser Großmutter, die ihr Leben in
vollen Zügen zu genießen scheint. In New York sind aber noch mehr von
Yanagis Grandmothers zu sehen: Das Chelsea
Art Museum widmet der Fotokünstlerin die erste amerikanische
Soloschau. Leihgeber und Sponsor der Schau ist die Deutsche
Bank, aus deren Sammlung
über 30 Fotoarbeiten sowie ein neues Video zu sehen sind.
 "Miwa
Yanagi: Deutsche Bank Collection" im Chelsea Art Museum,
Ausstellungsansicht
Bekannt wurde die in
Kyoto lebende Künstlerin mit ihren Elevator Girls –
uniformierten jungen Frauen, die in surrealen Architekturkulissen
posieren. In ihren minutiös am Computer bearbeiteten Fotografien setzte
sie sich mit den stereotypen Frauenrollen in der japanischen Gesellschaft
auseinander. In der Serie My
Grandmothers, an der sie seit 1999 arbeitet, haben die Models ihre
Jugend eingebüßt. Mit Hilfe von Make-up und digitalen Retuschen gealtert,
stellen sie ihre eigenen Wunschvorstellungen davon dar, wie ihr Leben in
fünfzig Jahren aussehen wird. In oftmals verstörende Märchenwelten führt
Yanagis neueste Serie Fairy Tales, die Episoden aus Rapunzel
oder Schneewittchen
subversiv in Szene setzt. Auf ihren Bildern mutieren die unschuldigen
jungen Heldinnen dieser Märchen zu bedrohlichen, oft bösartigen Geschöpfen.
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Miwa Yanagi, Rapunzel, 2004, aus der Serie
Fairy Tales, Sammlung Deutsche
Bank ©Miwa Yanagi
Anlässlich
der Ausstellung fand im Chelsea Art Museum eine hochkarätig besetzte
Diskussion statt. Mit auf dem Podium saß eine der führenden amerikanischen
Expertinnen zu Themen wie Gleichberechtigung und Geschlechterrollen, die
Autorin und New York Times-Essayistin
Peggy Orenstein. In ihrem
Bestseller SchoolGirls: Young Women, Self-Esteem and the Confidence Gap
schreibt sie über Identitätsprobleme junger Frauen und gerade sorgt sie
mit ihrem autobiografischen Buch Waiting for Daisy: A Tale of Two
Continents, Three Religions, Five Infertility Doctors, An Oscar, An Atomic
Bomb, A Romantic Night and One Woman's Quest to Become a Mother für
Furore.
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Miwa Yanagi und Liz Christensen,
Deutsche Bank Art New York
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Im Gespräch mit Peggy Orenstein sowie Anne
Tucker, der Chefkuratorin für Fotografie am Museum
of Fine Arts in Houston und Manon
Slome, der Chefkuratorin des Chelsea Art Museums, erläuterte Miwa
Yanagi ihre Arbeiten. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die
Auseinandersetzung mit den Themen Geschlecht, Körperbilder und Alter.
Gerade im Zusammenhang mit Ausstellungen wie Global Feminisms oder Wack!
Art and the Feminist Revolution, die derzeit im Museum
of Contemporary Art in Los Angeles den Blick auf die Anfänge
feministischer Kunst lenkt, besitzt dieser Diskurs besondere Aktualität.
Miwa
Yanagi: Deutsche Bank Collection 4. Mai – 25. August 2007 The
Chelsea Art Museum New York
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