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Diese Kategorie enthält folgende Artikel
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- Schirn Kunsthalle Frankfurt - Gilbert & George: The Great Exhibition
- Sammlung Goetz im Haus der Kunst - Cyrill Lachauer. I am not sea, I am not land
- Kunsthalle Zürich - Pati Hill: Something other than either
- Ways of Seeing Abstraction: Karla Knight, Spaceship Note (The Fantastic Universe), 2020
- ICA Boston - "i´m yours: Encounters with Art in Our Times"
- Ways of Seeing Abstraction: Lada Nakonechna, Merge Visible. Composition No. 45, 2016
- Tel Aviv Museum of Art - "Desktop: Artists During COVID-19"
- Fondazione Prada - "Finite Rants"
- Ways of Seeing Abstraction: Tobias Rehberger, Ohne Titel, 2000
- Musée d'Art Moderne Grand-Duc Jean - "Me, Family"
- Dallas Museum of Art - "Arthur Jafa: Love is the Message, The Message is Death"
- Ways of Seeing Abstraction: Phillip Zaiser, Testbild, 2000
- Deutsche Bank Collection Live - Meet the Artist
- New Museum - "Grief and Grievance: Art and Mourning in America"
- Feministischer Blick auf Pakistan: Umber Majeed ist Fellow der New York Foundation for the Arts
- Maler, Rebell, Lehrer: K.H. Hödicke im PalaisPopulaire
- Raumexperimente: 7 Künstler*innen treten in der Hamburger Kunsthalle gegen die Architektur an
Ways of Seeing Abstraction:
Phillip Zaiser, Testbild, 2000
Abstraktion,
darunter verstehen die meisten Menschen noch immer eine Konzentration
auf die Form. Eine Kunstströmung, mit der ästhetische Ideen, Ordnungen,
philosophische Ideen oder innere Gefühle zum Ausdruck gebracht werden
können – die aber mit der alltäglichen Lebenswirklichkeit nicht viel zu
tun hat. Doch gerade in von Krisen gekennzeichneten Zeiten werden auch
von der Kunst Relevanz und Dringlichkeit erwartet, eine Aussage zu
aktuellen gesellschaftlichen Themen. Künstlerisches Engagement
vermittelt sich dabei heute nicht ausschließlich durch klare visuelle
Botschaften und Inhalte – sondern immer mehr auch durch die
Abstraktion. Gerade für jüngere Generationen ist die gegenstandslose
Kunst das Mittel der Wahl, um Politik, Religion oder soziale Fragen zu
thematisieren. Mit Werken aus der Sammlung Deutsche Bank unternimmt die
Ausstellung „Ways of Seeing Abstraction“ im PalaisPopulaire eine
durchaus subjektive Bestandsaufnahme der internationalen Abstraktion
von der Nachkriegsmoderne bis in die jüngste Gegenwart – und
dokumentiert die Vielfalt und Diskursivität, die sich hinter der Idee
der gegenstandslosen, „reinen“ Form verbirgt. Anlässlich der Schau
zeigen wir Ihnen in unserer Serie Arbeiten von Künstler*innen, die
Abstraktion eigenwillig nutzen und auf neue Weise definieren.

Phillip Zaiser, Testbild, 2000
© Galerie Perpétuel, Frankfurt am Main
Nach Sendeschluss flimmerten einst Testbilder über Millionen von TV-Bildschirmen. Mithilfe dieser grafischen Kompositionen aus farbigen und schwarz-weißen Balken ließ sich der Fernsehempfang via Antenne besser einstellen. Sie waren weltweit die wohl präsentesten abstrakten Bilder. Doch der Siegeszug des Kabelfernsehens und der 24-Stunden-Programme machte sie überflüssig: 1997 schaltete in Deutschland der letzte Sender sein Testbild für immer ab.
Phillip Zaisers drei Jahre später entstandenes Aquarell erinnert daran, wie schnell einst Allgegenwärtiges aufgrund technischer Entwicklungen verschwinden kann. Zaiser, der bei Georg Herold und Thomas Bayrle studierte, ist bekannt für seine Installationen aus Gemälden, Objekten und Fundstücken, die er zu kulissenhaften Räumen ausbaut, in denen er Märchen, Popkultur und die eigene Biografie genauso thematisiert wie formale oder bildhauerische Fragen. Dabei konstruiert er auch mal riesengroße Kuscheltiere aus Holzabfällen oder beschäftigt sich mit männlich geprägten „Welten“ wie Western-Filme, Motocross-Parcours oder bürgerliche Herrenzimmer. Das Testbild zur Sendepause ist eine Hommage an das alte Westdeutschland und zugleich ein Pausenzeichen in Zaisers Kunstproduktion, ohne Inhalt und Gegenstand, ohne Unterhaltung, geometrisch-abstrakt und doch ganz alltäglich.