Aerial view of the pavilion of the Sao Paulo Biennial. Courtesy Sao Paulo Biennial
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Inside view of the pavilion. Photo Juan Guerra. Courtesy Sao Paulo Biennial
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Francis Alys, Rehearsal I, 1999-2001. In collaboration with Rafael Ortega, Tijuana, Mexico. Photo Rafael Ortega. Courtesy Sao Paulo Biennial
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Lygia Pape, Língua Apunhalada, 1968. Courtesy Sao Paulo Biennial
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Isa Genzken, Hospital (Ground Zero), 2008. Courtesy the artist / Hauser & Wirth, Zurich/London/New York; Galerie Daniel Buchholz, Köln
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Jeremy Deller, Adrian Street and His Father, Wales, 1973. Courtesy the artist
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Ai Weiwei, Template, 2007. Project for documenta 12, Kassel, Germany. Courtesy Sao Paulo Biennial
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Cildo Meireles, Inserções em circuitos ideológicos: 2 . Projeto cédula. 1970. Photo: Wilton Montenegro. Courtesy Sao Paulo Biennial
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Hélio Oiticica, Eden, 1969. Collection César e Claudio Oiticica. Courtesy Projeto Hélio Oiticica. Photo César Oiticica Filho. Courtesy Sao Paulo Biennial
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Alessandra Sanguinetti, The Couple, from the series The Adventures of Guille and Belinda and the Enigmatic Meaning of their Dreams, 1999
Courtesy Yossi Milo Gallery, New York; Ruth Benzacar Gallery, Buenos Aires, © Alessandra Sanguinetti
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Die letzte Ausgabe der Biennale von São Paulo stand im Zeichen einer programmatischen Identitätskrise. Bewusst ließen die damaligen Kuratoren den zweiten Stock des modernistischen, von Oscar Niemeyer entworfenen Ciccillo Matarazzo Pavillons unbespielt – als Leerstelle, die es nun mit neuen Ansätzen zu füllen gilt. Jetzt hat ein neues, siebenköpfiges Team aus internationalen Kuratoren diese Herausforderung angenommen. Die aktuelle Ausgabe der Biennale hat einen klaren thematischen Ansatz: Im Zentrum steht der Gedanke, dass es unmöglich ist, Kunst und Politik voneinander zu trennen. Zudem hat sich das neue Team angesichts einer zunehmend globalisierten und international vernetzten Kunstszene endgültig von den bislang üblichen nationalen Präsentationen verabschiedet. Nachdem der Fokus lange Zeit auf Positionen aus Europa und Nordamerika lag, wurde für die 29. Ausgabe der Kunstschau der Dialog mit Vertretern Lateinamerikas, aber auch Afrikas intensiviert.
Über 160 Künstler aus der ganzen Welt sind im Rahmen der diesjährigen São Paulo Biennale zu sehen. Neben bekannten Namen wie Ai Weiwei, Isa Genzken, Hélio Oiticica, Ernesto Neto, Lygia Pape und Amar Kanwar, der auch in der Ausstellung Being Singular Plural im Deutsche Guggenheim vertreten ist, finden sich zahlreiche spannende Neuentdeckungen auf der Teilnehmerliste. So der britisch-japanische Künstler Simon Fujiwara. In seinen Installationen und Performances verschmelzen autobiografische und fiktive Elemente. Als Gewinner des Cartier Award 2010 realisiert Fujiwara auf der diesjährigen Frieze Art Fair sein Projekt Frozen – eine quasi-archäologische Suche nach einer verlorenen Stadt im Boden unter den Messezelten im Regent’s Park. Die Brasilianerin Graziela Kunsch setzt sich vor allem mit dem Thema Stadt sowie innovativen Formen von Kunst im öffentlichen Raum und Kunstvermittlung auseinander. Ein Schwerpunkt der 29. São Paulo Biennale liegt auf Filmemachern – das Spektrum reicht dabei von Klassikern des Avantgarde-Kinos wie Jean Luc Godard, Chantal Akerman oder Harun Farocki bis zu Apichatpong Weerasethakul, der als erster thailändischer Regisseur 2010 die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes gewonnen hat.
Der Titel der diesjährigen Schau, Há sempre um copo de mar para um homem navegar (Es gibt immer ein Glas voll Meer zum Segeln), ist Jorge de Limas epischer Dichtung Invenção de Orfeu entlehnt. Er spielt auf die utopische Dimension der Kunst an – ihre Fähigkeit, trotz aller Widerstände neue Perspektiven aufzuzeigen. Die Biennale versteht sich als diskursive Plattform, die den ambivalenten Charakter zeitgenössischer Kunst herausstreicht: Einerseits reagiert sie wie ein Seismograph auf gesellschaftliche Entwicklungen, andererseits entwickelt sie auch neue, alternative Ansätze, die wiederum das Potential besitzen, auf reale Zustände einzuwirken.
Dieser Gedanke prägt auch das Erscheinungsbild der Biennale. Um den Besuchern Möglichkeiten zu geben, miteinander ins Gespräch zu kommen und ihre Meinungen auszutauschen, wurden in dem 30.000 Quadratmeter großen Pavillon sechs Terreiros installiert – von Künstlern und Architekten entworfene Themenräume. Gleichzeitig findet hier ein vielfältiges Programm aus Talks, Performances, Filmvorführungen und Lesungen statt. Nach einer Zeit der Krise setzt die São Paulo Biennale auf die Kunst als Mittel, um unsere Welt besser kennenzulernen und sie zu verändern.
Die Unterstützung der São Paulo Biennale durch die Deutsche Bank ist Teil ihres Kunstengagements in Südamerika. Mit Beuys and Beyond – Teaching as Art tourt bereits die dritte Ausstellung mit Arbeiten aus der Sammlung Deutsche Bank durch renommierte lateinamerikanische Museen. Für die Unternehmenssammlung wurden zudem verstärkt Arbeiten aufstrebender junger Künstler der Region wie Rivane Neuenschwander oder Dr. Lakra angekauft. Vor Ort fördert die Bank zudem Ausstellungsprojekte: Etwa die große Mira Schendel-Retrospektive im IAC - Instituto de Arte Contemporânea in São Paulo, die eine der eigenwilligsten brasilianischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts vorstellt, und die erste Einzelausstellung von Georg Baselitz in Lateinamerika. Sie ist ab Dezember in der Pinacoteca de São Paulo zu sehen.
29. Bienal de São Paulo
25. September – 12. Dezember 2010
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