Hiro Ihara, explosion image #7, 2006. Deutsche Bank Collection. © Hiro Ihara, courtesy Cai Studio
|
George Grosz, Menschen im Kaffeehaus, 1918. Deutsche Bank Collection. © VG Bildkunst, Bonn 2010
|
Rainer Fetting, Selbstportrait mit Blumen I, 1981. Deutsche Bank Collection. © VG Bildkunst, Bonn 2010
|
Birgit Brenner, Sie merken dass etwas nicht stimmt, 2009. Deutsche Bank Collection. Courtesy Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin / VG Bild-Kunst, Bonn 2010
|
Ola Kolehmainen, See What You See, 2006. Deutsche Bank Collection. © Ola Kolehmainen
|
Hans-Martin Sewcz, Alexanderplatz, 1990. Deutsche Bank Collection. © Hans-Martin Sewcz
|
Marc Brandenburg, Untitled (1.11.93), 1993. Deutsche Bank Collection. © Marc Brandenburg
|
Nan Goldin, Honeymoon suite, Nuremberger Eck, Berlin. Deutsche Bank Collection. © Nan Goldin/Courtesy Matthew Mark Gallery, New York
|
|
|
Berlin ist einer der Sehnsuchtsorte der globalen Szene: Die Stadt gilt als Kreativlabor und zieht Künstler aus der ganzen Welt an. Die Ausstellung Berliner Bilder macht jetzt die einzigartige Energie der deutschen Hauptstadt spürbar. In der Kunsthalle Koidl werden Werke aus unterschiedlichen Zeiten und Stilrichtungen präsentiert, die die bewegte Geschichte der Metropole, ihrer Menschen und Architektur widerspiegeln. Das Spektrum reicht hierbei von Klassikern der Neuen Sachlichkeit bis hin zu Werken von Stars der jungen Berliner Szene wie Marc Brandenburg oder Birgit Brenner.
Mit den Schwerpunkten Zeichnung und Fotografie vereint die Ausstellung hochkarätige Werke aus den Sammlungen der Deutschen und der Berliner Bank, die mit Berliner Bilder ihr 60. Jubiläum feiert. Anstelle einer chronologischen Präsentation stellt die Schau Arbeiten unterschiedlicher Zeiten und Strömungen einander motivisch gegenüber. So korrespondieren die neoexpressiven Werke von Karl Horst Hödicke und den "Jungen Wilden" mit Georg Grosz' Menschen im Kaffeehaus (1918). Mit der kühlen Präzision eines Chirurgen zeichnet Grosz das Bild einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft - ein groteskes Getümmel aus Offizieren und Kriegsgewinnlern, die es sich nach dem Hungerwinter 1917/18 wieder gut gehen lassen. Ein ambivalentes Verhältnis zum Großstadtlebens zeigt auch eine 1926 entstandene Zeichnung von Otto Dix: Sein Blick in eines der typischen Vergnügungslokale der Zwanziger Jahre mit Nackttänzerin und Animierdamen zeugt von einer Mischung aus Faszination und Abscheu.
Ende der 1970er Jahre knüpfte eine junge Künstlergeneration an die Positionen der Weimarer Republik an und wendete sich gleichzeitig gegen die damals dominierenden Strömungen von Minimalismus und Konzeptkunst. In Berlin gründeten Maler wie Rainer Fetting, Helmut Middendorf und Salomé die Galerie am Moritzplatz. Hier präsentierten die "Jungen Wilden" ihre expressiven, dynamischen Gemälde, in denen sie das Lebensgefühl der Ära von Punk und New Wave vor dem Fall der Mauer festhielten. So zeigt Middendorfs Electric Night (1979) Sänger und Tänzer in dem legendären Club SO36. Während sich Salomé auf seinem Selbstbildnis als androgyne Szenegestalt inszeniert, zeugt Fettings Selbstportrait mit Blumen I(1981) von seiner Faszination für van Gogh.
Auch architektonische Bestandsaufnahmen wie die kühlen Fotografien des finnischen Künstlers Ola Kolehmainen oder Hans-Martin Sewcz' Ansichten von Ost-Berlin zeugen vom Wandel der Stadt. Kolehmainens See What You See (2006) lässt eine Hochhausfassade als minimalistische Skulptur erscheinen, Sewcz' melancholische Bilder von Schaufenstern oder sich auf einem Parkplatz drängenden Trabbis veranschaulichen auf subtile Weise die ganze Tristesse der DDR kurz vor der Wende. Diesen Fotografien steht Cai Guo-Qiangs Videoarbeit Illusion II gegenüber. 2006 ließ der chinesische Künstler auf dem Gelände des Anhalter Bahnhofs ein kleines, typisch deutsch wirkendes Fertighaus errichten, das durch ein Feuerwerk dramatisch in die Luft flog. Eine Reflexion - so Cai - über die widersprüchlichen Kräfte von Gewalt und Schönheit.
Hinter die Fassaden der Berliner Altbauten blicken Marc Brandenburgs suggestive Bleistiftzeichnungen. Er zeigt eines der typischen dämmrigen Treppenhäuser oder die improvisierten Wohnungen von jungen Menschen, die zur radikalen Selbstverwirklichung in die eingemauerte "Frontstadt" geflohen waren. Die in schwarz, grau und weiß gehaltenen Arbeiten führen den Betrachter in die Welt der Künstlerboheme Westberlins während der Wendezeit. Es scheint, als wolle Brandenburg gerade vergangene Impressionen auf dem Papier fixieren - als ein visuelles Tagebuch, in dem sich die Einträge zu einem subjektiven Bild der Stadt, in der er lebt, addieren.
Von Friedrich Seidenstückers Anfang der 1930er aufgenommenen Straßenszenen bis zu Jörg Immendorffs Linolschnitt Rosa Luxemburg mit Tränen aus der Serie Café Deutschland Gut (1982) - Berliner Bilder zeigt ganz unterschiedliche Sichtweisen auf die deutsche Hauptstadt. Die historische Architektur der in einem 1928 erbauten Umspannwerk beheimateten Kunsthalle Koidl bietet dabei den idealen Rahmen für diese Ausstellung, die sich als Hommage an eine einzigartige Metropole und ihre Bewohner versteht.
Berliner Bilder
Werke aus den Sammlungen
Berliner Bank und Deutsche Bank
10. September - 13. November 2010
Kunsthalle Koidl, Berlin
|