"Hyperaktive Hippiegesten"
Die Presse über Agathe Snows All Access World
Eiffelturm, Stonehenge, Kolosseum – Motive, die jeder kennt, hat Agathe Snow zu mobilen Skulpturen verschmolzen. Die Besucher des Deutsche Guggenheim sind eingeladen, sie wie riesige Schachfiguren auf einer Weltkarte hin und her zu bewegen. "All Access World" hat Snow die als 16. Auftragsarbeit für das Deutsche Guggenheim realisierte Installation genannt. Ihr verspielter, interaktiver Kosmos hat die Pressevertreter begeistert – und zu erstaunlichen Vergleichen inspiriert.
Von "Sightseeing-Wolpertingern" spricht Peter Richter (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung). Laila Niklaus (Tip) fühlt sich hingegen in einen "Wald aus popartigen Monument-Skulpturen" versetzt, Ingeborg Ruthe (Berliner Zeitung) denkt an einen "Jahrmarkt der Tourismus-Branche", Ulrike Mattern (Freitag) an einem "Außenposten der Villa Kunterbunt" – Agathe Snows raumgreifende Installation All Access World lässt die Schreiber tief in die journalistische Trickkiste greifen. Die "Garantin für gute Laune im Museum" hat die "ikonischsten Sehenswürdigkeiten aller Touristendestinationen (…) zusammengepappt", so Richter. Das Ergebnis: "Die Zugänglichkeit dieser Kunst aus hyperaktiven Hippiegesten ist jedenfalls größer als die der Welt, in der die meisten ja leider eben keinen All-Access-Ausweis zu den Dingen haben. In ihrer würde man auch gerne mal eine Nacht verbringen."
"Das Karnevaleske und der Krieg, das Mühen um Geselligkeit in spätkapitalistisch-asozialen Zeiten, das ist der Kern ihrer künstlerischen Arbeit", bemerkt Sebastian Frenzel in seinem Preview der Schau in Monopol, während Ingeborg Wiensowski im Kulturspiegel schreibt, dass Snow mit All Access World weltbekannte Monumente "vom Sockel holen will". Die Art widmet der "bunten Kunstlandschaft" eine doppelseitige Installationsansicht, so unterschiedliche Zeitungen wie Kulturnews, Artinvestor, 030, Financial Times und Musikexpress empfehlen einem Besuch im Deutsche Guggenheim. Laila Niklaus konstatiert im Tip "philantropischen Endzeit-Humor" und vergibt für den "spielerischen Umgang mit Nationalheiligen" das Prädikat "Sehenswert". "In einem kollektiven Prozess von Demontage und Aneignung (…) fleddert Snow das Kulturerbe der Menschheit und will es für alle zugänglich in den öffentlichen Raum einschreiben", bemerkt Ulrike Mattern im Freitag.
Christiane Meixner (Tagesspiegel) erscheint die Ausstellung als "anarchischer Spaß". "Snows Projekt gewinnt mit jeder Minute, die man in der Ausstellung verbringt, weil man erkennt, dass den trashigen Bauten auch eine ernsthafte Absicht innewohnt. Die Suche nämlich nach dem Verbindenden jener Monumente, deren Konturen zwar allen vertraut sind, mit denen aber jeder eine andere Geschichte verbindet, wenn er die Kamera zückt." Auch für Ingeborg Ruthe (Berliner Zeitung) besitzt Snows "sarkastischer Umgang mit alltäglichen Dingen, heiligen Symbolen und hoheitlichen Zeichen" eine Metaebene: "Was da so verspielt bis trashig daherkommt, ist sehr ernsthaft auf ein künstlerisches Experimentierfeld verstreut. (…) Dies hier ist eine Gratwanderung zwischen apokalyptischem Verfall und dem unerschütterlichen Glauben an menschliche Genialität und den Gemeinsinn."
Für Tom Mustroph (Neues Deutschland) hat Snow das Deutsche Guggenheim "in ein überdimensionales Spielzimmer verwandelt" und "Denkmäler, Wahrzeichen und andere historische Stätten (…) neuen Aneignungsformen" unterzogen. "Das gelingt ihr auf eine groteske, an die Einverleibungspraktiken eines Pere Ubu erinnernde Art und Weise." In der FAZ betont Lisa Zeitz den interaktiven Charakter von All Access World: Es "darf angefasst, verschoben, geklettert und gekuschelt werden". Die Monumente habe Snow auf diese Weise "von allen nationalistischen Untertönen, von all dem Siegesgehabe und imperialen Pomp gereinigt, sie in fröhliche Kostüme gesteckt und nun zum Tanzen angestiftet: Let's party."
|
|