Mike Kelley. Photo: Cameron-Wittig. Courtesy Walker Art Center
|
Mike Kelley, Keyhole Angel, 1981. Deutsche Bank Collection
|
Mike Kelley, PEPTO-BISMOL, 1994. Deutsche Bank Collection
|
Mike Kelley, Spectral Personification, 1996. Deutsche Bank Collection
|
Mike Kelley, Milk Bucket and Stool, 2005. Deutsche Bank Collection
|
|
|
Wenn er seine Karriere heute beginnen würde, dann auf keinen Fall als bildender Künstler, soll Mike Kelley vor wenigen Tagen gesagt haben. Kelley, so seine Freundin und Vertraute, die Galeristin Emi Fontana, gegenüber der L.A. Times, war die Kunstwelt schon lange zu stromlinienförmig und kommerziell geworden. In der Nacht zum letzten Mittwoch wurde er tot in seiner Wohnung in South Pasadena aufgefunden. Vermutlich hat sich der 57-jährige aufgrund schwerer Depressionen das Leben genommen.
Kelley zählt zu den berühmtesten US-Künstlern seiner Generation. Sein Beitrag für die Anfang März eröffnende New Yorker
Whitney Biennale
wurde bereits mit Spannung erwartet. Die Nachricht von seinem Tod traf Viele völlig unerwartet. Doch waren es stets die Abgründe der menschlichen Existenz und die dunkle Seite der amerikanischen Gesellschaft, die ihn in seinem Werk beschäftigten: Traumata, Verlustängste, die Bewusstmachung von unterschwelligen kulturellen Sinnbildern, die unser Unbewusstes prägen.
Destroy all Monsters hieß die "Anti-Rock" Band, die er Anfang der 1970er Jahre als Kunststudent an der University of Michigan gründete. Für den 1954 als Kind einer katholischen Arbeiterfamilie geborenen Kelley, der Iggy Pop liebte und später mit der Band Sonic Youth arbeiten sollte, führte der Weg zur bildenden Kunst über die Musik. 1976 ging er mit seinem Bandkollegen Jim Shaw nach Los Angeles, um am California Institute of the Arts zu studieren. Zu seinen Kommilitonen gehörten John Baldessari und der Video-Künstler Tony Oursler, mit dem er ein weiteres Band-Projekt startete. Aus den Auftritten entwickelte Kelley allmählich Performances, wobei die Requisiten und Ausstattungen mehr und mehr den Charakter von Installationen und eigenständigen Kunstobjekten erhielten.
Den Durchbruch markierten in den frühen 1980er Jahren Performance-installationen wie Monkey Island (1982) oder Confusion (1983), bei denen Kelley Banner, Poster, Zeichnungen und Kulissenelemente einsetzte, um psychologisch aufgeladene Aktionsräume zu entwickeln. In seiner Arbeit verbanden sich konzeptuelles, philosophisches oder kunsthistorisches Denken mit Exkursionen in familiäre Erinnerungen und die Dramen der Kindheit. Der Künstler, der auch mit einer Reihe von Arbeiten auf Papier in der Sammlung Deutsche Bank vertreten ist, bezog hierbei Elemente ein, die von der etablierten bildenden Kunst eher verächtlich behandelt wurden: etwa autodidaktische Kunst oder Outsider-Art. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählt etwa More Love Hours Than Ever Be Repaid (1987), eine Installation aus Flokati-Stücken und unzähligen gebrauchten Stofftieren.
Kelleys Weltsicht war alles andere als rosig: In seiner berühmten Installation Pay for your Pleasure (1988) durchläuft man eine Galerie mit Porträts berühmter Dichter, Denker und Künstler, um schließlich bei einem naiven Clownsbild zu landen, das tatsächlich vom Serienmörder John Wayne Gacy stammt. Auch die Ergebnisse seiner Zusammenarbeit mit Paul McCarthy, mit dem er eine Reihe von Videoarbeiten realisierte, waren eher schonungslos. So verwandelten die beiden mit Heidi (1992) das Kinderbuch in einen veritablen Alptraum. Doch zugleich wurde Kelleys komplexe Auseinandersetzung mit Sexualität, Religion, Gewalt, und Massen- und Subkultur zum Inbegriff einer erneuerten US-Kunst, die gerade jüngere Generationen an die West Coast zog.
|