Cornelia Scheime. Photo: Markus Hurek. Courtesy: Galerie Michael Schultz
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Cornelia Schleime, from „Bis auf weitere gute Zusammenarbeit Nr. 7284/85“, 1993. Deutsche Bank Collection. © Cornelia Schleime
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Cornelia Schleime, from „Bis auf weitere gute Zusammenarbeit Nr. 7284/85“, 1993. Deutsche Bank Collection. © Cornelia Schleime
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Cornelia Schleime, untitled, 1995. Deutsche Bank Collection. © Cornelia Schleime
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Cornelia Schleime, Im Morgenblauen, 2009. Courtesy: Galerie Michael Schultz
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Cornelia Scheime, Das Parfüm, 2007. Courtesy: Galerie Michael Schultz
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Cornelia Schleime, from „Camouflage“ (457), 2010. Courtesy: Galerie Michael Schultz
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Cornelia Schleime, from „Kenya“, 1992. Deutsche Bank Collection. © Cornelia Schleime
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Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Cornelia Schleimes 1993 entstandene Serie Bis auf weitere gute Zusammenarbeit, Nr.7284/85. In dieser Arbeit rechnet die 1952 in Ost-Berlin geborene Künstlerin ironisch und pointiert mit dem politischen System ab, dass sie laut eigenem Bekunden anekelte. Nach Einsicht in die Berichte der Staatssicherheit fühlt sich Cornelia Schleime, als hätte man ihr "die Vergangenheit gestohlen". Sie beginnt die in nüchterner Bürokraten-Sprache beschriebenen Situationen aus den Akten nachzustellen: Während darüber berichtet wird, dass "die Sch. anscheinend in ihrem Beruf ganz gut verdient" und "Westkleidung trägt", räkelt sie sich lasziv im Bett und telefoniert. Die ins Komische abdriftende Überhöhung zeigt die spießigen Klischeevorstellungen vom Künstler- und Bohème-Leben, macht aber auch die tiefen Verletzungen deutlich, die diese gnadenlose Überwachung auch durch ihr persönliches Umfeld hinterlassen hat. Die 14-teilige Serie aus der Sammlung Deutsche Bank gilt als eine der wichtigsten künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem politischen System der DDR.
Mit mehr als 60 gezeigten Arbeiten veranschaulicht die Schau Haarige Gäste in der Deutschen Bank Luxembourg die unterschiedlichen Phasen im Schaffen einer Nonkonformistin, für die Leben und Werk untrennbar miteinander verbunden sind. Mit 17 Jahren fasst Cornelia Schleime den Entschluss, Künstlerin zu werden – für sie der "einzige Weg zur Selbstbestimmung". Aber erst nach Friseurlehre, Maskenbildnerstudium und einem Intermezzo als Pferdepflegerin darf sie 1975 in Dresden mit ihrem Kunststudium beginnen. Schnell schließt sie sich der subkulturellen Szene an, singt in einer Punk-Band. Nachdem sie die DDR-Offiziellen 1981 mit einem Ausstellungsverbot belegen, siedelt Schleime 1984 nach West-Berlin über. Im Zuge der Konfrontation mit dem visuellen Überangebot des Westens beginnt sie mit Medienbildern zu arbeiten.
In der Deutschen Bank Luxembourg sind neben zahlreichen Werken aus der Unternehmenssammlung auch ausgewählte Leihgaben zu sehen, vor allem Arbeiten auf Papier. Denn sie spiegeln den Prozesscharakter von Schleimes künstlerischer Arbeit besonders gut wider – das Fließende, Assoziative, den Mut zur permanenten Veränderung. "Ich versuche, für das, was ich erlebe und empfinde, eine Parabel zu finden. Das geht nicht immer in jedem Medium, deshalb muss ich hin und her switchen", erklärte die Künstlerin in einem Interview mit Herlinde Koelbl. "Ich will auch oft ausbrechen, weil ich mich ganz schnell langweile. Ich habe einfach Hummeln im Arsch."
Viele der Motive, die in Cornelia Schleimes Arbeiten immer wieder auftauchen, sind in Haarige Gäste vereint. Etwa die trotzigen Mädchen, Tiere und Fabelwesen. In surreal anmutenden Kompositionen verwandeln sich Geweihe in Antennen, überdimensionale Zöpfe werden zu Tentakeln. Tiermotive finden sich aber auch in ihren Fotoübermalungen aus der Serie Kenia (1992), in der sie Eindrücke einer Studienreise nach Afrika verarbeitet. Betrachtet man Cornelia Schleimes überaus persönliches Werk, das neben Malerei und Zeichnung auch Gedichte, Romane, Film und Fotografie umfasst, wird eines klar: Dem Nonkonformismus ihrer frühen Jahre ist die Künstlerin bis heute treu geblieben.
Cornelia Schleime: Haarige Gäste
19.04. - 29.06.2012
Deutsche Bank Luxembourg
2, Boulevard Konrad Adenauer
Cornelia Schleime: Die Farbe, der Körper, das Antlitz, die Augen
23.03 – 02.09.2012
Franz Gertsch Museum, Burgdorf (Schweiz)
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