Portrait Yto Barrada, 2010. Photo: Benoit Peverelli. © Yto Barrada
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Yto Barrada, Iris sur la cheminée, 2009/2010. © Yto Barrada & Galerie Sfeir-Semler, Hamburg/Beirut
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Yto Barrada, Camp de Calamocarro, Sebta (Calamocarro Camp, Ceuta), 1999/2011. © Yto Barrada & Galerie Sfeir-Semler, Hamburg/Beirut
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Yto Barrada, Emballages à la frontière, 1999/2011. © Yto Barrada & Galerie Sfeir-Semler, Hamburg/Beirut
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Yto Barrada, Mur des paresseux, 2001/2010. © Yto Barrada & Galerie Sfeir-Semler, Hamburg/Beirut
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Seit über einem Jahrzehnt setzt sich Yto Barrada
in ebenso poetischen wie politisch engagierten Foto- und Filmarbeiten
mit den gesellschaftlichen Realitäten in ihrer Heimatstadt Tanger
auseinander. Als „Künstlerin des Jahres“ 2011 der Deutschen Bank realisierte Barrada im Deutsche Guggenheim die Ausstellung Riffs,
die ihre Arbeit erstmals in Deutschland einem breiten Publikum
präsentierte. Nach der Premiere in Berlin gastierte die Schau im
Brüsseler WIELS, in der Renaissance Society, Chicago, der IKON Gallery in Birmingham und im Museo d'arte contemporanea Roma (MACRO). Jetzt endet die Ausstellungstournee von Riffs im Fotomuseum Winterthur.
Seit seiner Gründung 1993 hat sich das Haus zu einem der
renommiertesten Foren für Fotografie in Europa entwickelt. Neben
historischen Positionen wie Eugène Atget oder Edward Weston
und Themenausstellungen zeigt das Museum vor allem zeitgenössische
Fotografen und Künstler. So waren in Winterthur Einzelausstellungen von
William Eggleston, Nan Goldin, Andreas Gursky oder Roni Horn zu sehen. Im Januar 2012 initiierte das Museum den Blog Still Searching
– eine Plattform für internationale Fachleute und Künstler, die hier
über die unterschiedlichsten Aspekte des Mediums Fotografie schreiben.
Ihre Beiträge können von den Usern kommentiert werden, sodass sich auf
Grundlage der eingestellten Texte lebendige Diskussionen entwickeln.
Yto
Barrada versteht sich als Chronistin der aktuellen Entwicklungen der
Stadt, in der sie lebt. "Mein Nervensystem ist mit diesem Ort
verknüpft", erklärt die 1971 geborene Künstlerin. Tanger war lange ein
Sehnsuchtsort für Literaten wie Paul Bowles, Truman Capote oder William S. Burroughs.
Dann entdeckte die Hautevolee die Reize der „Weißen Stadt“ und Ende der
Sixties strömten die Hippies in die marokkanische Metropole, um hier
ihren Orientfantasien nachzuhängen. Heute wird Tanger von Touristen und
internationalen Investoren erobert. Die Stadt expandiert, alte Gebäude
und Brachen verschwinden, Neubaukomplexe fressen sich in die
Landschaft. Doch während es die Touristen gen Süden zieht, bleibt den
Marokkanern der Weg in den Norden, in die EU versperrt. Barrada
reagiert in ihren Arbeiten auf diese widersprüchliche Situation,
verzichtet dabei aber auf jede polemische Zuspitzung. Mit Ruhe und
Respekt beobachtet sie das Geschehen. Ihre quadratischen, fast
statischen Farbbilder eröffnen Blickfelder auf Menschen, Situationen,
Landschaften, Häuser – auf einen Ort, dessen Bewohner in einem
permanenten Wartezustand gefangen zu sein scheinen. Barradas Arbeiten
sind dabei ebenso real wie allegorisch – und fordern uns dazu auf,
genauer hinzusehen.
Yto Barrada – Riffs 01.12.2012-10.02.2013 Fotomuseum Winterthur
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