news
Diese Kategorie enthält folgende Artikel
- Kemang Wa Lehulere ist "Künstler des Jahres" 2017 der Deutschen Bank
- Zurück in die Zukunft - Die zwanzigste Ausgabe der Sydney Biennale ist eröffnet
- Ein Richter-Gemälde als Beistelltisch - Gestohlene Bilder in der Fondazione Prada
- Psychogramme modernen Lebens - Heidi Speckers Porträts in der Berlinischen Galerie
- Ego Update - Tate Modern und Schirn erkunden das Selbstporträt
- 2FREE SPACE - Dirk Bell gewinnt den Wettbewerb "Macht Kunst! Ihre Skulptur für Berlin"
- Freundinnen im Wochenendhaus - Das Städel Museum zeigt Sigmar Polkes frühe Grafiken
- Smile! Fischli und Weiss im New Yorker Guggenheim Museum
- Not New Now - Die 6. Marrakech Biennale
- Luminale 2016 - Frankfurt wird zum urbanen Lichtlabor
Not New Now
Die 6. Marrakech Biennale
“Zweifel sind das Tor zur Weisheit” – Zeilen wie diese ließen die Lyrik von Abderrahmane El Majdoub
im Maghreb zu einem Teil der Alltagskultur werden. Die ursprünglich nur
mündlich überlieferten Vierzeiler des 1568 verstorbenen Dichters und
Sufi-Mystikers sind tief in der kollektiven Erinnerung dieser Region
verankert. Jetzt haben seine Gedichte Yto Barrada zu ihrem Beitrag zur sechsten Ausgabe der Marrakech Biennale inspiriert: Majdoub Rag Flag. Für diese Textilinstallation recycelte die „Künstlerin des Jahres“
2011 der Deutschen Bank kleine Reste alter Stoffe. Sie wurden zu
Flaggen vernäht, auf denen Zeilen aus El Majdoubs Gedichten zu
lesen sind. Barradas Patchwork-Fahnen wehen am Bahia Palast und bilden so einen Kontrapunkt zu den prachtvollen Marmorfliesen, Mosaiken und Stuckarabesken, die das zum Weltkulturerbe
zählende Gebäude schmücken. Der Opulenz vergangener Zeiten setzt die
Künstlerin eine Ästhetik des Beiläufigen und der Bescheidenheit
entgegen.
Barradas Installation passt perfekt zum künstlerischen Ansatz der diesjährigen Marrakech Biennale. Unter dem Titel Not New Now sucht die Kuratorin Reem Fadda, Zweifel zu sähen – vor allem an unserer kulturellen Fixierung auf das Neue. Begriffe wie Recycling, Folklore, Materialität, Verantwortung oder Ökologie bilden den assoziativen Rahmen ihres Ausstellungsprojekts. Zugleich geht es Reem Fadda auch um die Auseinandersetzung mit den häufig von Armut, Gewalt, und religiösen Spannungen geprägten gesellschaftlichen Verhältnissen in den nordafrikanischen und arabischen Ländern. Eingeladen hat sie rund 50 Künstler, von denen neben Yto Barrada auch Kader Attia, Mona Hatoum und Adrián Villar Rojas in der Sammlung Deutsche Bank vertreten sind. Wie immer bei der 2005 initiierten Biennale liegt ein Schwerpunkt auf Künstlern aus den beiden Welten, die sich in Marrakech begegnen – der Maghreb und die südlich der Sahara gelegenen Regionen. Dabei blickt die Biennale nicht nur auf die Gegenwart, sondern präsentiert auch die Künstler der Casablanca School, die in den in den ersten Jahren nach dem Ende der französischen Kolonialherrschaft zeigten, wie sich lokale und internationale Einflüsse miteinander verbinden lassen. Indem sie Hard Edge-Malerei à la Frank Stella mit den abstrakten Formen der marokkanischen Volkskultur kombinierten, schufen sie eine ganz eigene, marokkanische Antwort auf die Moderne.
Gewidmet ist die 6. Marrakech Biennale dem Andenken an die französisch-marokkanische Fotografin Leila Alaoui, die im Januar bei einem islamistischen Terrorangriff in Burkina Faso ums Leben kam. Dort war sie im Auftrag von Amnesty International für ein Projekt zu Frauenrechten tätig. Mit Serien zu Themen wie Identität und Migration war sie auch auf den Marrakech Biennalen 2012 und 2014 vertreten. In Erinnerung an die mit nur 33 Jahren verstorbene Künstlerin ist dieses Jahr ihr Projekt l’île au Diable zu sehen, eine Hommage an die Arbeiter aus den ehemaligen französischen Kolonien. Der Tod von Leila Alaoui wirft ein Schlaglicht auf die Bedrohungen, unter denen viele Menschen im Norden Afrikas und den arabischen Staaten leben. Doch die Macher der Biennale lassen sich nicht einschüchtern. In einem Statement heißt es: „Möge die Erinnerung an dich uns dazu anspornen zu leben und zu schafften, gegen jedes Unrecht und die Feinde der Aufklärung zu kämpfen und daran mitzuarbeiten, eine solidarische und mitfühlende Gesellschaft aufzubauen.“
6. Marrakech Biennale – Not New Now
24.02. – 08.05.2016
Barradas Installation passt perfekt zum künstlerischen Ansatz der diesjährigen Marrakech Biennale. Unter dem Titel Not New Now sucht die Kuratorin Reem Fadda, Zweifel zu sähen – vor allem an unserer kulturellen Fixierung auf das Neue. Begriffe wie Recycling, Folklore, Materialität, Verantwortung oder Ökologie bilden den assoziativen Rahmen ihres Ausstellungsprojekts. Zugleich geht es Reem Fadda auch um die Auseinandersetzung mit den häufig von Armut, Gewalt, und religiösen Spannungen geprägten gesellschaftlichen Verhältnissen in den nordafrikanischen und arabischen Ländern. Eingeladen hat sie rund 50 Künstler, von denen neben Yto Barrada auch Kader Attia, Mona Hatoum und Adrián Villar Rojas in der Sammlung Deutsche Bank vertreten sind. Wie immer bei der 2005 initiierten Biennale liegt ein Schwerpunkt auf Künstlern aus den beiden Welten, die sich in Marrakech begegnen – der Maghreb und die südlich der Sahara gelegenen Regionen. Dabei blickt die Biennale nicht nur auf die Gegenwart, sondern präsentiert auch die Künstler der Casablanca School, die in den in den ersten Jahren nach dem Ende der französischen Kolonialherrschaft zeigten, wie sich lokale und internationale Einflüsse miteinander verbinden lassen. Indem sie Hard Edge-Malerei à la Frank Stella mit den abstrakten Formen der marokkanischen Volkskultur kombinierten, schufen sie eine ganz eigene, marokkanische Antwort auf die Moderne.
Gewidmet ist die 6. Marrakech Biennale dem Andenken an die französisch-marokkanische Fotografin Leila Alaoui, die im Januar bei einem islamistischen Terrorangriff in Burkina Faso ums Leben kam. Dort war sie im Auftrag von Amnesty International für ein Projekt zu Frauenrechten tätig. Mit Serien zu Themen wie Identität und Migration war sie auch auf den Marrakech Biennalen 2012 und 2014 vertreten. In Erinnerung an die mit nur 33 Jahren verstorbene Künstlerin ist dieses Jahr ihr Projekt l’île au Diable zu sehen, eine Hommage an die Arbeiter aus den ehemaligen französischen Kolonien. Der Tod von Leila Alaoui wirft ein Schlaglicht auf die Bedrohungen, unter denen viele Menschen im Norden Afrikas und den arabischen Staaten leben. Doch die Macher der Biennale lassen sich nicht einschüchtern. In einem Statement heißt es: „Möge die Erinnerung an dich uns dazu anspornen zu leben und zu schafften, gegen jedes Unrecht und die Feinde der Aufklärung zu kämpfen und daran mitzuarbeiten, eine solidarische und mitfühlende Gesellschaft aufzubauen.“
6. Marrakech Biennale – Not New Now
24.02. – 08.05.2016